DAS UNSICHTBARWERDEN FILMEN

Hélène Cixous, 2006

Hagazussa, kennt ihr sie?“ sagt die Stimme des Films. Hagazussa, sagt die Stimme, war eine Hexe, die vom vielen Wandern über die Wege von einem Dorf zum anderen – wie der Pferdewagen, dem wir folgen, seine Räder rollen auf der Straßenschnur, die im Rhythmus des Verschwindens in den Nebelgrund der Leinwand dringt – unsichtbar geworden ist, und es blieben von ihr bloß die Spuren ihrer Unsichtbarkeit, die Spuren und die Unsichtbarkeit. Denn ist es nicht so, unsichtbar ist nur, was die Gabe der Unsichtbarkeit hat? Geisterhafte Präsenz, geisterhafte Macht. Die Stimme des Films ist angenehm, verzaubernd, monoton, auf zarte Weise geisterhaft. Unsichtbar. Präsent. Machtvolle Präsenz der Stimme, die anklingen lässt.

„Ruth Beckermann, Sie kennen sie?“ Ich (Hélène Cixous) kenne sie nicht, sage ich. Aber sobald ich DIE PAPIERENE BRÜCKE nehme, ihre Wege, ihre Stimmen, ihre Nebelschwaden, ihre Flüsse, ihre Übergänge, wird mir bewusst: ich erkenne sie, ich habe sie schon immer gekannt. Voller Freude erkenne ich sie wieder und begrüße sie, Bilderdichterin, Wortemalerin, Stimme, die den Stimmen von einst lauscht, den Stimmen der Zeiten – heute. Wo alles ausgelöscht ist, wo alles von den Schornsteinen der Lager aus in Rauch davongegangen ist, oder verscharrt, begraben ist in Gruben oder auf Friedhöfen, die ihrerseits am Verschwinden sind, da bleiben die Stimmen – die unzähligen Stimmen aller Färbungen, Tonfälle, Tönungen, Akzente, die in der Luft des österreichisch-ungarischen Reiches lagen, wo die Familie von Ruth Beckermann, wie meine Familie (die Kleins, die Jonas’) in Wohlstand lebte und Handel trieb, wie die Kleins, die Gross’, die Juden in Paul Celans Gespräch im Gebirg, all diese musikalischen Plauderer in einer, mit wundervollen Akzenten angereicherten deutschen Sprache, die Rumänen, Ruthenen, Juden, Armenier, Ungarn, Polen, Ukrainer – alle lebten sie nebeneinander und stapften durch die Straßen der Bukowina, diese mal österreichisch-ungarische, mal rumänische, dann russische Provinz, wie so viele andere Länder, die, von der Geschichte mitgerissen, auf den Brücken von einem Ufer ans andere, von einer Nationalität in die andere schlitterten. Das ist die Geschichte der Familie von Ruth Beckermann. Das ist die Geschichte der Familie Klein, die deutsch-ungarisch, tschechoslowakisch waren und heute slowakisch ist – und morgen? – Alle sprechen sie ein Deutsch, entweder das „Hoch“, das schöne, edle, reine oder ein mit Jiddisch und Wienerisch gefärbtes Gemisch.

Oh, die Stimmenvölker, die sich entfernen, unsichtbar werden. Wenn sie nicht mehr da sind, wer wird dann „des Zeugen Zeuge“ sein? Da kommt die Stimme von Ruth Beckermann, kommt die Stimme, die zuhört, die schaut, und aufzeichnet. Mit unsichtbarem Tonbandgerät, unsichtbarer Kamera. Nein, das ist kein Dokumentarfilm, das ist ein lebendiges Werk, das die Filmkunst über ihre Gemeinsamkeiten mit der Poesie, der Erzählung, der Innenschau hinaushebt, indem es die subtilsten Ausdrucksmittel der Metapher und der Metonymie in den Dienst des Wunsches zu Bewahren stellt. Was Wahren? Detailgenau die Zeichen, die Züge, den sublimierten Geist der Leben einer bestimmten Welt, einer bestimmten Kultur, die gleichzeitig für die menschliche Spezies steht. Man müsste eine exemplarische Anthropologie aus dem Herzen heraus ersinnen. Die wunderbare Repräsentativität eines Individuums, gültig für das Universum.

Mit Metapher und Metonymie, über Transport, Verschiebung, Verdichtung, mit Karren und Fährboot, zwischen Ländern und Wassern treibend, ist der Raum ein Kontinuum, ist die Zeit ein Kontinuum. Heute kommt zu Gestern auf Besuch. Ruth Beckermann, in Wien geboren, kommt nach Wien zurück, ihre Rundreise, jene des Lebens selbst geht über Israel, Palästina, Radautz, das Geschäft des Persianer-Schneiders geht über in das Geschäft des Hemdenhändlers – der Vater Ruth Beckermanns –, dahinter sehe ich die Taschenfabrik meines Urgroßvaters, die Jutefabrik meines Großvaters, die Lederhäute berühren das Herz, die Hände berühren einander. Man reist. Nicht um anzukommen. Nicht einmal um fortzugehen. Um am Fenster zu stehen und den Wesen und Städten beim Sein zuzuschauen.
Das Fenster: das erste Fenster: ist es jenes des Hauses in Wien, durch das Ruth Beckermann nicht schaut, sagt die Stimme? Wer aber schaut dann? Wer blickt durch das verschleierte Fenster auf die Kreuzung der noblen Stadt Wien? Wenn sie es nicht ist, Ruth Beckermann, dann ist es die Katze. Denn es gibt nicht nur schauende Juden in diesem Film, nicht nur Stimmen. Es gibt auch: die Katze. Am Anfang am Fenster, da ist die Katze. Am Ende, da ist die Katze am Fenster.

Ich schaue mir diesen wunderbaren Film an. Meine Katze kommt und schaut mit mir den zauberhaften Bildschirm der ewigen Gegenwart an. Sie setzt sich vor die Katze im Film.
So geht der Film: von Katze zu Katze. Ein Fenster verweist auf ein anderes Fenster. Eine Brücke führt zu einer anderen Brücke. Eine eiserne Brücke wird zur papierenen Brücke. Eine Legende erzählt eine Geschichte. Die Papierrolle wird zur Filmrolle. Es wird gedreht. Das erste Fenster kristallisiert das zweite Fenster heraus. Die Stimme ist am Fenster. Diesmal sieht man keinen Innenraum. Der Blick bewegt sich draußen, die Stadt zieht vorbei. Das Außen steht fürs Innen: das unsichtbare Innen ist ein Bus. Draußen, Wien. Man kommt und geht. Auf der Hinreise des Films geht die Reise von Wien ostwärts. Auf der Rückreise des Films nimmt man den unsichtbaren Bus, der in die Gegenrichtung nach Westen blickt.

Der Bus ist eine Metapher. Klar. Auch Metapher oder Ergänzung der Kamera. Die Stimme sitzt im Bus so wie die Seele in der Kamera sitzt. Man nimmt den Bus, um zu schauen, wie die Stadt vorübergeht, vorübergleitet. Der Karren nimmt den Blick, der ihm von hinten folgt, mit ins Entschwinden hier herunten. Der Dachboden: dort oben ist der Ort, wo alles geschieht, in der Sublimation. Durch ein Bild wird „gesagt“, dass die Erinnerung die Sichtweise des Oben, von oben ist.
Die Vorgangsweise: eine mise-en-abyme, jedoch eine natürliche, in lauter aufeinander folgende Tiefen, wie im Leben, das Stück für Stück zusammen gesammelt, aufgelesen wird: das Leben ist eine Erzählung. Die Erzählung schafft das Leben.

Die Herzkamera betrachtet jede Szene mit Intensität. Ich bin von weit hergekommen, sagt sie, die Stimme, die Kamera, um durch die Linse zu schauen, durch das Schlüsselloch der Zeit, die Vorhänge leicht auseinander ziehend, denn um zu sehen, was so unbeugsam und so flüchtig ist, was bleibt, bedarf es einer Art kleinen Manövers, das etwas erscheinen lässt, eines optischen Zaubergriffs. Man wird die Arbeit des Schleiers, der Schleier und Segel, Vorhänge, Nebel, dichter Glasscheiben erkannt haben. Dunstschleier. „Dunstschleier“ auf dem gefrorenen Meer, das mit seiner hybriden, flüssigen und festen Oberfläche Rumänien mit Jugoslawien vermischt.
Dunst – verschleiern, entschleiern. Entschleiern. Ent-schleier. Dichte dunstige Entschleier der Mikva. Sie ist ein bisschen verwahrlost, die Mikva von Czernowitz. Jetzt sind die Körper, die man in den dunstdicken Schwaden wahrnimmt, Bäuerinnen der Bukowina, die gut daran tun, diese merkwürdige, aufgelassene Sauna zu benutzen. Es sind nicht mehr die Körper der jüdischen Frauen. Die Mikva, kennt ihr sie?

In England, sagt meine Tante Eri (zweiundneunzig Jahre, Lebensreise: Osnabrück, Paris, Osnabrück, Türkei, Haifa – Palästina, Köln, Manchester), in England gehen noch heute, 2006, alle jungen Mädchen, wenn sie heiraten, in die Mikva. Das war, das ist also die rituelle Reinigung für die jüdische Frau. Nach der Regel, vor der Hochzeit. Jetzt sind diese robusten, miteinander verknäuelten Körper die Bäuerinnen.

Ein Kind wandert in der Erinnerung des Vaters Beckermann, ein Kind in der Stimme, ein Kind auf der langen Straße von Czernowitz, im Film.
Wer spricht? Mal ich, mal du. Wer schaut. Wie ein Kind das mit der lebhaftesten Neugier schaut.

Meine Mutter Eve (fünfundneunzig Jahre Straßburg Deutschland Osnabrück Paris Oran Algerien Paris) Eve Klein schaut Ruth Beckermann beim Schauen zu. Wie Kinder, die schauen.
Ich sitze im Esszimmer und schaue mir Die Papierene Brücke an. Ich sitze da mit meiner Mutter Eve Klein und ihrer Schwester Eri. Eve, meine deutsche Mutter ist fünfundneunzig, meine Tante, die Kleine, zweiundneunzig. Wir schauen. Einerseits schaue ich Ruth Beckermann zu, wie sie dem Leben der Ihren, ihrer Eltern, der Juden, jener aus Wien, jener aus der Bukowina, aus Israel, aus Russland, derer, die überall „die Überlebenden“ genannt werden, zuschaut. Ich schaue Ruth Beckermann beim Überleben der Überlebenden zu, schaue zu, wie sie ihnen folgt, sie erlebt, sie überschaut.
Andererseits schaue ich meinen zwei alten Göttinnen zu, wie sie diesen anderen Juden von der PAPIERENEN BRÜCKE zuschauen – dieselben, nicht ganz dieselben – meine zwei alten Reisegöttinnen, zunächst Deutschland, am Anfang Osnabrück von dort nach Algerien, nach Palästina, Ungarn, Österreich-Ungarn, Tschechoslowakei, von dort nach Deutschland, nach Frankreich, nach England, in die Vereinigten Staaten, von dort nach Israel, nach Frankreich.

Wie das endlose Karussell dieser menschlichen Elemente, deren Erinnerung immer wieder entfacht wird wie die Kerzen zu Chanukka. Gleichzeitig schaue ich mir dabei zu, wie ich einer-seits und anderer-seits zuschaue.
Die Blicke weisen von einem Ufer zum anderen, nehmen die Brücken, die vom Sichtbaren ins Geisterhafte, von der Gegenwart in die Vergangenheit führen, kehren mit Zeit beladen zurück, die Vergangenheit bewegt sich noch, zaudert noch, zu vergangener Vergangenheit zu werden, Sie hat die ungewisse Konsistenz der Flüsse.
Die Vergangenheit streift mal mit Kinderschritten, mal mit denen eines alten Mannes durch die Straßen von Radautz, durch den Morast von Czernowitz. Czernowitz, Stadt ohne Alter, als gäbe es nur ein Jahrhundert, ein sehr altes, das immer weitergeht. Czernowitz, Geburtsstadt von Ruth Beckermanns Vater. Und von Paul Celan, dem größten Dichter deutscher Sprache dieses Jahrhunderts ohne Ende. Sein Name wird von der Stimme nicht ausgesprochen. Ich weiß nicht warum. Vielleicht ist es wie der Name Gottes. Er ist Überall nirgends.
Ruth Beckermann denkt an Oma Rosa, ihre Wiener Großmutter, die im Krieg überlebt hat, indem sie sich stumm stellte, versteckt in Wiens Toiletten. Von Zeit zu Zeit ging Oma in den Wald, um mit ihrer Stimme zu ihrer Stimme zu sprechen. Kann man seine eigene Stimme vergessen? Das ist eine echte Frage. Es ist die Frage der Stimme des Films. Omas eigene Stimme ist auch die Stimme der Stimme von Ruth Beckermann: eine Stimme überlebt, wenn sie gehört wird.

Es ist auch die Stimme von Omi Rosi, meiner Großmutter der Mutter von Eve und Eri. Von Stimme zu Stimme. Wir, Echos. Wie die Stimme, Ruth Beckermann, sagt: von einem bestimmten Hörpunkt aus „ist alles einfach.“ Alles ist so einfach in diesem Film, auf so sublime Weise subtil und aufmerksam, dass man es übersehen könnte, alles ist so fein.
Zum Beispiel: Die drei Bäuerinnen mit ihren Kopftüchern, verlegen, jüdisch (man sieht es nicht) mit dem Huhn. Die Frau streichelt das Huhn. Dann lässt sie es schlachten. Alles ist so einfach. Das Schlachten ist ein Ritual. Ich habe die Augen geschlossen, sobald ich das Messer erblickte. Ich weiß. Meine Tante schaut die gerupften Hühner an. Man rupft. Noch ein Entschleiern. „Ich erinnere mich, als wir das gemacht haben, sagt meine Tante Eri. Meine Mutter hat die Hühner so bekommen und das Dienstmädchen machte es.“ Der Schlächter. „Der Schauchet, sagt Eri, dieses Wort ist ein bisschen jiddisch. Schauchet: der, der die Sachen koscher gemacht hat, und auch die Beschneidungen.“

Dieser Rabbi dort hat viel zu tun in diesem Rest von Land, wo die Juden im Unmöglichen lavieren: sie wollen zugleich fortgehen und bleiben. Fortgehenbleiben. – „Jiddisches Deutsch“ sagt Eri. Zu Beginn schwankten meine beiden deutschen Damen: Wienerisch, das ist doch kein Deutsch. Und dann sind sie sachte durchs Fenster in den Film geglitten.
Alles ist einfach und starrsinnig. Wie ich diese Sturheit, diese Ausdauer kenne. Die Ausdauer des Friedhofs mit den tausend bemoosten Gräbern, Herbert Gropper, der den Totenbesuch führt, ihm kommt sie zugute: denn er geht in die Unsterblichkeit ein dank dem Film, den Ruth Beckermann dreht. Sein redseliges Wesen, seine herzliche Stimme, sein Humor werden überleben. Noch einer von denen, die den „Schick“ (Geschick, Schicksal) haben, um von einem Ufer ans andere zu wechseln. Was den Friedhof angeht, so wird er eingezäunt werden, um der Zeit zu widerstehen. Wenigstens zweihundert Jahre. Dann wird man sehen.
Die Ausdauer und die Sturheit von Frau Rosenheck, die sich wichtig macht: hat sie nicht zwei, immer noch zwei Schüler. Worin? In Ivrit natürlich. Ihre Schüler wandern aus. Auch sie wird unsichtbar werden. Außer im Film.
Die Stimme horcht, sagt nichts, lässt leben. Schätze, unscheinbare Perlen der Menschlichkeit. Man ist dem Weinen nah. Man lacht. „Ich mag Rumänien,“ sagt sie leise, „weil jeder bestechlich ist: nicht ein einziges System kann hier bestehen.“ Eri sagt: „ Als die rumänischen Juden nach Israel gekommen sind, hieß es: sperrt die Türen ab. Das sind Diebe, auch wenn sie Juden sind.“ Ich lache.
Wer ist was? Ein Gesicht, mit dem Pinsel bemalt. Überraschung: ein aquarelliertes Gesicht. So beginnt die außerordentliche Szene von Theresienstadt. Man weiß nicht mehr, woran man ist, wer man ist. Diese Juden sind Judenimitationen, jüdischer als jüdisch. Sie spielen die Toten, sie spielen die Überlebenden, sie spielen sich selbst. Sie werden in einer historischen Rekonstruktion gefilmt werden!!! Welche Unterschiede gibt es zwischen Juden, Juden, die so tun wie Juden, Post-Juden, Gefilmtenjuden, filmenden Juden usw. Es ist schwindelerregend. Die Grausamkeit baut ihr groteskes und pompöses Nest in den Kulissen. Geniestreich Ruth Beckermanns, man bleibt an der Grenze. Kein Pathos. Theresienstadt, wo die Schwestern und der Bruder von Omi umgekommen sind.
Sind wir keine Schauspieler, Zuschauer des Welttheaters?

So rettet man und wird gerettet: die grauenhafte Wirklichkeit wird zum Theater, zur Erzählung mit Vorbehalt: es bedarf eines Blickes, der sanft ist wie eine Stimme, die die Ruhe der Unsterblichkeit bewahrt. Die unterschiedlichen Arten von Lebenden und Überlebenden sind bereit, sich zu streiten, sich zu beschimpfen, jeder nach seiner Wahrheit oder seiner Verfälschung.
Und diese erschreckende Miniatursaga endet mit einem Schleier: das weiße Tischtuch mit den umgekippten Plastikbechern. Die gelben Stühle sind leer. Vielleicht sind wir dünnwandige, widerständige auf dem Tischtuch der Welt umgestürzte Becher? Das Tischtuch ist ein gefrorenes Meer geworden. Oder wir sind ihre so harten Eiswürfel, die schmelzen können... Alles hängt von der meditativen Sanftheit des Wesens ab, das schaut.
Welt – betrachtet mit Augen ohne Gewalt, mit den rechtsehenden Augen Ruth Beckermanns, wie schön bist du.

Dieser Blick ist nicht angeboren: die Stimme verrät uns, zu diesem Blick gelangt zu sein, es ist die einzige Reise, die schließlich irgendwo angekommen sein wird. In einer heiteren Versöhnung mit allen grausamen, verletzenden und beschämenden Aspekten der Wirklichkeit ebenso wie mit den Figuren der Liebe und der Treue. Dieser Blick von Ruth Beckermann muss sich selbst angeschaut haben: es hat eine Zeit gegeben, wo er voller Scham auf die jüdischen Händler Wiens geblickt hat, also mit dem Blick eines beschämten Juden. Jetzt ist dieser Blick beim Sehen angekommen. Einfach sehen: das Leben. Das schön ist und das einen zum Lachen bringt. Am Ende ist Schweigen, das Aussetzen der Pein. Schweigen der Fotos, die sich anschauen lassen und die uns anschauen. Innehalten vor menschlichen Gesichtern.
Hier ein kleines Mädchen. Fotos der Stimme. Das ist ihre Unterschrift: mit der Intensität und der Unschuld eines kleinen Mädchens schauen. Oder einer Katze.
Am Ende vor dem Fenster, ist da die Katze: „Bin ich Jude? Oder Jüdin?“ denkt sich die Katze, die vielleicht ein Kater ist.

Am Ende denke ich an Ruth Beckermann, an die ebenmäßige Stimme ihres Blicks. An die Anmut ihrer Aufmerksamkeit. Leidenschaft ohne Leidenschaft. Mitleidenschaft. Ich denke, dass man ihr einen Moment der Güte verdankt.

Aus dem Französischen von Karin Schiefer und Esther von der Osten
___FILMS
DIE PAPIERENE BRÜCKE
1987